Zum würdigen Abschied vom Künstler Dr. Wilfried Koch

Multitalent – geehrt mit nationaler und internationaler Anerkennung – im August verstorben

Dr. Wilfried Koch während einer Feierstunde im Ratssaal Rietberg. Sein künstlerisches Lebenswerk ist zum großen Teil dauer

Varensell (dg). Sein Platz ist leer. Dr. Wilfried Koch, ein außergewöhnlicher Mensch und Künstler, ist am 9. August im Alter von 93 Jahren verstorben. Trauer und Wehmut bleiben zurück bei seiner Frau Hilde, seinem Sohn Wilfried Maria und dessen Familie sowie all seinen Wegbegleitern. „Wilfried Koch ist zwar gestorben, aber tot ist er nicht“, so die zuversichtliche Meinung einiger Gäste anlässlich der Trauerfeier in Varensell.

Denn sein großes Lebenswerk und bereichernde Begegnungen mit ihm bleiben unauslöschlich als Erinnerung weiter lebendig. „Es ist recht so, es war auch genug“, Wilfried Kochs eigenes Resümee steht am Anfang der Botschaft zu seinem Lebensende. Gesegnet mit seltenen Begabungen und Talenten blickt er mit knappen, treffenden Worten auf sein enormes künstlerisches Wirken zurück. Es verlieh ihm Ruhm und Anerkennung auf nationaler sowie internationaler Ebene. Als Maler, Musiker, Lehrer, Buchautor, Kunsthistoriker und Modelleur von 30 Bronze-Skulpturen, die durch seine private Initiative entstanden, hinterlässt Wilfried Koch Zeugnisse eines Multi-Talentes unserer Zeit. Über 1.000 Porträts verschiedener Techniken, Flötenkonzerte im Rundfunk, Chorleiter, Leiter der Berufsschule bei Mohndruck, Autor einiger belletristischer Werke und nicht zuletzt der Baustilkunde. Jenes internationale Standardwerk europäischer Baukunst von der Antike bis zur Gegenwart. 560 Seiten stark, illustriert mit 2.800 Federzeichnungen, sämtlich vom Autor angefertigt, in 28 Sprachen übersetzt (auch auf Russisch, Japanisch und Chinesisch) kommt es auf eine stolze Auflage von 1,6 Millionen Exemplaren weltweit. Für all sein wissenschaftliches und künstlerisches Wirken wurde er anerkennend ausgezeichnet. Den Titel Dr.-Ing. Eh. verlieh ihm 1997 die technische Universität Kaiserslautern. Eine weitere hohe Auszeichnung erhielt Dr. Wilfried Koch 2002 durch die Berufung in die europäische Akademie der Wissenschaften und Künste, in die Klasse Weltreligionen. 

2007 entschlossen sich Dr. Wilfried und Hilde Koch durch ihre Zu-Stiftung in die bestehende Stiftung der Sparkasse, einen wesentlichen Teil des Lebenswerkes der Öffentlichkeit dauerhaft zugänglich zu machen. Der Skulpturenpark und das Kunsthaus entstanden. Ein Museumsführer, 182 Seiten Umfang, zeigt den Gesamtumfang der Zu-Stiftung. Dr. Wilfried Koch wurde 1929 in Duisburg geboren. Kriegsjahre prägten seine Jugend. Schon früh wurde sein Malertalent spürbar. Mit 17 Jahren zeichnete er erste Porträts. Sie existieren heute noch als Teil des künstlerischen Nachlasses. Rudolf Porth vom Städelschen Kunstinstitut Frankfurt lehrte ihn im Porträtfach. Später besuchte Koch die Kunsthochschule in Stuttgart für Studien der freien Malerei bei Willi Baumeister sowie wie Glasmalerei, Fresko, Mosaik bei Rudolf Henniger am gleichen Institut. Kunstgeschichte absolvierte Wilfried Koch bei Prof. Alois ­Pesot, Freiburg und Prof. Gustav ­Barthel, Stuttgart.

So erworbenes vielschichtiges Wissen, welches er ein Leben lang erweiterte, war die Basis für das unermüdliche Schaffen, das der Künstler immer in meisterhafter Perfektion vollendete. Er war einer der wenigen universal begabten Menschen in einer allzu spezialisierten Gesellschaft. 1962 kam Dr. Wilfrid Koch zu Mohndruck nach Gütersloh. Dort baute er die Berufsschule auf und aus. 1967 erschien die Erstauflage seiner kleinen Baustilkunde. Anfang der 80er Jahre, gerade im Ruhestand, widmet er sich den Bronze-Skulpturen. Seit 1971 wohnte Wilfried Koch im Eigenheim in Varensell gemeinsam mit Ehefrau Hilde. Sie trägt einen großen Anteil am Lebenswerk ihres Mannes. „Ohne deine kluge Mitarbeit, deine förderliche, gleichwohl liebevolle Kritik und deinen ordnenden Geist, ohne dich stünde ich heute so nicht hier“, ist ein Zitat, voller Liebe, Anerkennung  und Dankbarkeit  aus Dr. Kochs Rede, anlässlich der Feierstunde zum zehnjährigen Bestehen der Stiftung.  

Sein Abschied hinterlässt eine große Lücke bei seiner Ehefrau Hilde, seiner Familie, der Stadt Rietberg und all seinen Wegbegleitern, die seine genialen Fähigkeiten erkannten und schätzten.