„Wir wollten keinem den schwarzen Peter zuschieben“

Tönnies-Mitarbeiter mussten länger in Quarantäne bleiben: Briefbescheid sorgte für Verärgerung

In Windeseile wurden die Briefe zugestellt – leider passierten dabei ­einige Fehler. Foto: RSA/Addicks

Rietberg (mad). Da guckte man schon mal etwas irritiert aus der Wäsche bei der Rietberger Stadtverwaltung, als Anfang vorletzter Woche ein paar prekäre Fragen an die Pressestelle gesendet wurden. Die Redaktion von ARD Monitor hatte sich an die Kommune gewandt, weil sie nach eigenen Recherchen festgestellt hatte, dass sich einige der Tönnies-Beschäftigten zu Unrecht in Quarantäne befanden. Und das, so heißt es in dem Bericht, aufgrund von positiven Corona-Tests oder Krankheitssymptomen, die in vielen Fällen gar nicht vorlagen. Verwirrung und Ärger waren die Folge. 

Von der Stadt Rietberg indes heißt es: „Wir haben vom Kreis Gütersloh Listen mit Namen und Adressen der Personen bekommen, die wir anschreiben und in Quarantäne schicken sollten, sowie mit dem Vermerk, wie lange diejenigen Personen in Quarantäne verbleiben sollten“, sagt Nina Ackfeld aus der Pressestelle. Hintergrund war die am 17. Juli auslaufende Allgemeinverfügung des Landes NRW. „Erst am Vormittag desselben Tages, nämlich um 11 Uhr, haben wir überhaupt diese Listen übermittelt bekommen, in Windes­eile die Schreiben aufgesetzt und sogar noch durch eigene Verwaltungsmitarbeiter persönlich zustellen lassen. Denn über die Post verteilt wären die schon für ab Mitternacht gültigen Anordnungen nicht rechtzeitig bei den Adressaten angekommen“, beschreibt Nina Ackfeld die Situation. Eine Möglichkeit der Überprüfung für die Richtigkeit der übermittelten Daten habe die Stadt ohnehin nicht gehabt, von der denkbar knappen Zeit für eine solche einmal abgesehen. Ein Vorwurf ärgert die Stadt besonders: „Dass der Kreis uns vorwirft, falsche Formulare verwendet zu haben, haben wir aus den Medien erfahren“, so Nina Ackfeld. Es mache den Anschein, der Kreis Gütersloh wolle der Kommune in dieser Angelegenheit den schwarzen Peter zuschieben. 

Diesen Vorwurf möchte Beate Behlert vom Kreis Gütersloh nicht so stehen lassen: „Es sind Fehler passiert. Als Kreis geben wir lediglich die Empfehlung für eine Quarantäne, umgesetzt wird dies vom jeweiligen Ordnungsamt“, so die stellvertretende Pressesprecherin des Kreises Gütersloh. In diesem Riesenszenario, welches der Kreis und die Kommunen gemeinsam zu bewerkstelligen haben, könne es dazu kommen. Bedauerlicherweise seien Schreiben falsch formuliert worden, das heißt, Personen, die wegen eines positiven Tests in Quarantäne verbleiben sollten, wurden angeschrieben, dass sie wegen des Kontaktes mit einer infizierten Person in Quarantäne bleiben müssen. Und andererseits wurden Kontaktpersonen Formulare zugesandt, in denen von einem positiven Testergebnis die Rede war. „Natürlich kann jeder verstehen, dass diese fehlerhaften Schreiben Verwunderung und Verärgerung ausgelöst haben“, sagt sie. „Unterm Strich lief es auf dasselbe hinaus“, so Behlert. Nämlich, dass die betreffenden Personen Zuhause bleiben mussten, um das Risiko von Neuinfektionen zu minimieren. „Das Problem waren vor allem unklare Wohnverhältnisse“, beschreibt sie die Situation. Manche Personen waren unter den angegebenen Adressen nicht aufzufinden, andere Adressen existierten gar nicht mehr und wiederum manche Mitarbeiter von Tönnies konnten nicht erreicht werden, weil deren Aufenthaltsort gänzlich unbekannt war“, konkretisiert Beate Behlert das Dilemma. Also ging es mit der Anordnung der Quarantäne-Verlängerung vornehmlich darum, Zeit zu gewinnen, um das Geschehen einzugrenzen. „Monitor hatte berichtet, wir wollten einfach Menschen weiterhin in Quarantäne halten, stimmt nicht. Wir haben uns viele Stunden damit beschäftigt, zu schauen, wem wir eine Quarantäneverlängerung aufgrund der wohnlichen Situation ersparen können. Doch in manchen Fällen ging es nicht mehr nur um einzelne Kontaktpersonen, sondern um Kontakte in ganzen Hauskomplexen“, erörtert sie die Dimension. „Aber ich möchte betonen, dass wir niemandem den schwarzen Peter zuschieben wollen“, sagt sie. Letztlich, so sagt sie, handelte es sich um ein großes Missverständnis auf Sachbearbeiterebene, welches sie sehr bedauere. Leider, so sagt sie, sei die bisherige Berichterstattung in dieser Sache sehr aufgebauscht worden.