„Wir arbeiten rund um die Uhr und tun unser Bestes“

Bürgermeister Andreas Sunder im Gespräch mit dem RSA zur aktuellen Situation im Kreis Gütersloh

Bürgermeister Andreas Sunder ruft zum Zusammenhalt auf. Foto: RSA/Addicks

Bürgermeister Andreas Sunder ruft zum Zusammenhalt auf. Foto: RSA/Addicks

 

Rietberg (mad). Die Situation beim Schlachtbetrieb Tönnies hat nochmals zu einem Umdenken geführt. Bürgermeister Andreas Sunder appelliert an die Rietberger, sich verantwortungsbewusst zu verhalten.

Die aktuelle Lage ist keine angenehme, das steht außer Frage. Nicht nur die wieder verschärften Kontaktregeln im Rahmen eines erneuten Lockdown im Kreis Gütersloh zerren an den Nerven, sondern ganz besonders auch die damit verbundenen Einschränkungen für Familien und – und das ist ein ganz spezielles Thema – die zunehmenden Anfeindungen. „Der Tag, an dem die Fallzahlen bei Tönnies bekannt wurden, war geprägt von großer Sorge und mir war klar, dass diese noch zu drastischen Einschnitten führen würden“, erinnert sich Sunder an den 17. Juni. Doch was dieser Tag für Folgen haben würde, hätte er sich in seinen kühnsten Träumen nicht ausmalen können.
„Die Schließung von Schulen und Kitas war die richtige Herangehensweise“, sagt er. Immerhin sei nicht auszuschließen gewesen, dass auch Kinder von Tönnies-Mitarbeitern betroffen sein könnten“, gibt er zu bedenken und betont gleichzeitig sein großes Verständnis für die Elternproteste, die in der Folge laut wurden. „Die Entscheider werden sich diesen Schritt nicht leicht gemacht haben und ich bitte einfach darum, mehr Vertrauen in die Entscheider zu entwickeln. Alle arbeiten rund um die Uhr und müssen die Sachverhalte ständig neu beurteilen“, bittet Sunder um Verständnis und macht klar, dass nichts mit heißer Nadel gestrickt werde. 

Doch leider spitzte sich die Lage noch weiter zu und es kam eine Woche später zum erneuten Lockdown für die Kreise Gütersloh und Warendorf. Das warf die beiden Regionen zurück an den Anfang der Pandemie – verbunden mit den damit einhergehenden starken Einschränkungen für die Bürger. Doch schlimmer noch als die Einhaltung der strengeren Regeln war für viele Menschen sicherlich die Tatsache, in den Fokus der gesamten Republik gerückt zu sein. „Das hätten wir uns nicht träumen lassen, dass wir hier einmal zu einem Hotspot werden und soviel Aufmerksamkeit der leider schlechten Art genießen“, sagt Sunder. Derzeit gelte es, die Ausbreitung des Virus zu verhindern. Viele hundert Tönnies-Mitarbeiter stehen per Allgemeinverfügung unter Quarantäne, deren Einhaltung durch die Ordnungsbehörden und mobile Teams
überwacht wird. „Dabei gibt es Wohnobjekte, die einer deutlich intensiveren Überwachung bedürfen als andere. Die Polizei ist massiv im Einsatz“, weiß Andreas Sunder. Wir sollten solidarisch zusammenstehen im Kreis Gütersloh und darüber hinaus, auch und ganz besonders mit Blick auf die Menschen, die am wenigsten für diese Situation können.“ 

Doch von Solidarität ist mancherorts wenig zu spüren. Ganz im Gegenteil: Oftmals wurden Menschen aus dem Kreis Gütersloh jetzt in jüngster Zeit Opfer von Anfeindungen, wenn sie mit einem Fahrzeug mit dem Kennzeichen „GT“ andernorts unterwegs waren. Es kam sogar zu zerstochenen Reifen und zerkratzten Fahrzeugen. „Solche Taten verurteile ich aufs Schärfste“, sagt Sunder. „Es darf nicht sein, dass Leute aufgrund ihrer Herkunft aus dem Kreis Gütersloh ausgegrenzt oder sogar angefeindet werden.“

Nun folgte die Verlängerung des Lockdown um eine weitere Woche. Bis zum 7. Juli müssen sich die Bewohner des Kreises Gütersloh noch an die strengeren Regeln halten. „Dies bedeutet nochmals Einschnitte für die Bürger im gesamten Kreis Gütersloh, obwohl in anderen Städten wie zum Beispiel Schloß Holte-Stukenbrock die Infektionszahl bei nahezu Null steht. Dennoch kann ich die Entscheidung nachvollziehen“, sagt Andreas Sunder und macht Mut: „Ich denke, dass wir den Lockerungen entgegenblicken und wir nach dem 7. Juli wie der Kreis Warendorf von den strengen Regelungen befreit werden.“ Dann kehrt, so hofft Rietbergs Stadtoberhaupt, auch wieder ein bisschen Ruhe ein.

Alles in allem hat der Fall Tönnies doch eines erschreckend deutlich vor Augen geführt: „Corona ist noch lange nicht vorbei und erfordert weiterhin ein umsichtiges Verhalten von uns allen“, mahnt Andreas Sunder weiterhin zur Umsichtigkeit.