Wassersäcke an Bäumen helfen nur vordergründig

Baumkontrolleur Gert Dirkwinkel sieht die Bewässerung einiger Bäume mit kritischen Augen

Rietberg (mad). „So ist das gut gemeint, aber es ist alles andere als gut für den Baum“, sagt Gert Dirkwinkel angesichts der vielen Wassersäcke am Fuße so vieler Bäume im Stadtgebiet. Immer mehr von diesen Bewässerungshilfen sind im öffentlichen Raum zu sehen. In den immer trockener werdenden Sommermonaten sollen sie verhindern, dass die Bäume an den Straßenrändern vertrocknen und schließlich eingehen. Doch ist dies die richtige Lösung?

„Eindeutig nein“, sagt Gert Dirkwinkel. Der gelernte Umwelttechniker ist seit 15 Jahren als zertifizierter Baumkontrolleur unterwegs und nimmt Buche, Fichte und Co unter die Lupe. Daher kennt er sich nicht nur mit dem korrekten Baumbeschnitt aus, sondern weiß auch, wie es unterhalb der oberen Erdschicht aussehen sollte. „Bäume müssen sich in der Erde entfalten können“, sagt er. Eigentlich würde ein Baum ein Wurzelgeflecht bilden, das größentechnisch mit seiner Baumkrone vergleichbar wäre – sozusagen ein Spiegelbild des Baumes in der Erde (nur ohne Stamm). „Aber die Bäume an den Straßen sind eingeengt durch Asphalt, unterirdische Rohre und Gehwege. Zudem führt die Oberflächenversiegelung dazu, dass das Regenwasser größtenteils abfließt und gar nicht erst die Wurzeln erreicht“, benennt Dirkwinkel das große Problem, dass Stadtbäume generell einfach zu wenig Platz haben. Aber können da nicht genau die Wassersäcke helfen, die Bäume zu versorgen?  „Ja und nein“, meint der Fachmann. Denn natürlich bekommt der Baum so erst einmal das nötige Wasser. „Aber so wird er auch gleichzeitig zu sehr verwöhnt und lernt nicht, seine Wurzeln nach unten auszubilden, um an tiefere Wasserreservoirs heranzukommen. Denn Bäume sind auch nur Menschen und somit auch faul“, so Dirkwinkel. Man halte den Baum mit derlei Hilfsmitteln also „am Tropf“. Zudem sorge die Dauerfeuchtigkeit am Stamm, der vom Wassersack umschlossen ist, oftmals für Pilzschäden. Wie es besser geht, zeigt ein gutes Beispiel nur wenige Meter weiter an der Mastholter Straße, einen Kunststoffring um den Baum zu legen. Dieser wird etwa zehn Zentimeter tief mit eingegraben und bildet um den Stamm herum eine etwa 20 Zentimeter hohe Umrandung. „Wenn man dieses Becken dann hin und wieder in Trockenphasen mit reichlich Wasser befüllt, kann das Wasser zügig in den Untergrund am Baum versickern. Der Baum bekommt somit genug Wasser an seine Tiefwurzeln“, sagt Dirkwinkel. Für den heimischen Garten hat der Fachmann auch noch einen Tipp parat: „Anstatt Büsche und Bäume im Sommer mit kleinen Wassergaben zu tränken, ist es sinnvoller, den Gartenschlauch auf die Erde am Baumstamm zu legen und über einen längeren Zeitraum ganz wenig Wasser laufen zu lassen. So läuft das Wasser nicht einfach an der ausgetrockneten Erdoberfläche ab, sondern kann tief einsickern und dem Baum zur Verfügung stehen.“