Was für ein Riesenspaß!

Rietberg Open Air schreit nach einer Fortsetzung

Rietberg (mad/hds/sst). Rietberg Open Air – das war angesichts der Wetterlage schon ein Wagnis. Aber die Veranstaltungsreihe war ein voller Erfolg, bestätigte Johannes Wiet-hoff vom Organisationsteam. Den Anfang machte Wolfgang Niedecken: Der BAP-Sänger wurde am Piano begleitet von Mike Herting und präsentierte handgemachte Songs aus der Feder von keinem geringeren als Bob Dylan. Dazu las der gebürtige Kölner aus seinem jüngst erschienenen Buch über seine persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen mit Bob Dylan. Mal auf Englisch, mal auf Deutsch sowie in Kölner Mundart.  

Für richtig Stimmung sorgten dann am Freitagabend die „Queen Kings“. Mit „Flash Gordon“ fand die Truppe um Leadsänger Sascha Krebs den richtigen Auftakt, um das Rietberger Publikum von Anfang an zu begeistern. Die Gruppe gilt als eine der besten Queen-Tribute-Bands, hatte bereits einen Auftritt bei der Cultura Rock Nacht und verstand es auch Open air, den anwesenden Fans der einstigen Kultband ordentlich einzuheizen. Das Publikum hielt es zwar an den Plätzen, aber nicht auf den Stühlen. 

Von selbigen rutschten die Zuschauer, die der sonoren Stimme Thorsten Sträters lauschten.  Oft allzu fern vom eigentlichen Programm lieferte der Mann des unaufgeregten Humors Stand-up-Comedy vom feinsten und verzog unter seiner schwarzen Wollmütze nur höchst selten die Mine. Eine gute Geschichte mitten aus dem Leben muss reichen – also weiter im Text. Dabei hatte sich die rheinische Frohnatur  auf dem Weg zur Volksbankarena zunächst verfahren. „Mit dem Mustang V8 erstmal direkt in den Klimapark“ – naja, kann passieren. Beim Geplaudere über Corona, den „Nicer Dicer“, Autokino, Olympia oder Sanifair schweifte Sträter allzu oft ab. „Ich brauche halt eine Stunde, um warm zu werden“, kommentierte er den abgeschnittenen roten Faden um sogleich wieder auf das Publikum einzugehen: „Sie ziehen sich jetzt bei 38 Grad nicht die Jacke über, oder?“ – dabei lag es bestimmt nicht am Warmlachen. 

Ebenso wenig wie bei Özcan Cosar und Bastian Bielendorfer. Die beiden – besser bekannt unter ihrem Potcast-Namen „Bratwurst und Baklava“ machten sich abermals auf die Suche, nach deutsch-türkischen Gemeinsamkeiten und konfrontierten das Pubikum mit ihren Meinungen und klischeebesetztem Humor. Bielendorfer erzählte vom Urlaub mit Frau und Hund an der Ostsee, bei dem er etwas typisch deutsches erlebte: „Wir waren grade einen Meter über die Begrenzung und da rief schon einer: Hunde dürfen hier nicht gehen. Meine Frau antwortete dann gedankenschnell: Arschlöcher wohl schon.“ Zur Brust nahmen sich die Comedians neben den Hygienebedingungen auf Raststättentoiletten („Da kommen sogar Leute aus Bangladesch, um mal echtes Elend zu sehen.“) auch die scheinbar perfekte Realität auf Sozialen Netzwerken: „Niemand will mehr durchschnittlich sein, das siehst du auf Insta. Aber wenn wir Fotos machen, kann uns nicht einmal mehr der Grafiker helfen“, meinte Cosar.

Herausgeputzt wirkte dagegen allerdings Johann König, der die Rietberger Open Air-Reihe beschloss. Spätestens nach einem Besuch des Salons „Hair-vorragend“ sähe man doch blendend aus, so der Komiker, der der Weichspülpädagogik von heute das lasche Sicherheitsdenken von früher gegenüberstellte: „Damals sind wir mit der Familie an die Nordsee gefahren. Fünf Stunden Fahrt – unangeschnallt. Wir hatten nicht einmal einen Helm auf. Mutter hatte die Karte auf dem Schoß und aß Mon Cherié während Papa rauchte und ein Bier aus der Dose trank.“, verriet er. „Wir hatten damals schon ein selbstfahrendes Auto, anders ist das nicht zu erklären.“

Von Publikum und Künstlern gab es viele positive Rückmeldungen. „Das werden wir im kommenden Jahr auf jeden Fall wiederholen“, so Wiethoff.