Mit einem autofreien Sonntag nahm es seinen Lauf

Aus einer kleinen Reitgemeinschaft wurde ein großer Verein – die Rentnerpferde dürfen bleiben

Mastholte (mad). Im Rietberger Ortsteil Mastholte ist er längst eine Institution und alljährlich Anziehungspunkt für viele Reitsportfreunde. 1974 wurde der Reitverein Mastholte gegründet – eigentlich aus einer kleinen Schnapslaune heraus. Daraus wurde eine große Reitergemeinschaft, die mittlerweile rund 280 Mitglieder zählt. 

„Zu der Zeit gab es noch den autofreien Sonntag und so traf ich einige Mastholter Reiter auf dem Hof Kerkemeier, um zusammen bis nach Wadersloh auszureiten“, weiß der erste Vorsitzende Manfred Berkemeier aus der Vereinsgeschichte zu berichten. Damals waren es lediglich eine handvoll Reiter, die sich dann unter dem Vorsitz von Josef Steinkemper, der dieses Amt über 30 Jahre ausübte, regelmäßig trafen. „Die Familie Kerkemeier stellte damals ihren Hof zur Verfügung“, so Berkemeier. Zu Beginn übten die Reiter ihren Sport auf dem Außenplatz aus. 1979 wurde dann die Reithalle gebaut, 20 mal 40 Meter groß. „Die wurde in den 1990er Jahren erweitert auf 70 Meter Länge. Ende der 90er Jahre wurde dann sogar noch eine zweite Halle gebaut“, sagt Manfred Berkemeier. Kurz nach der Vereinsgründung gab es bald das erste Voltigierpferd. „Zu der Zeit waren die Pferde, auf denen die Vereinsmitglieder ritten, alle in privater Hand“, sagt Petra Grauthoff. „Die ersten vereinseigenen Schulpferde gibt es seit 2008“, so die stellvertretende Vorsitzende. Fünf sind es an der Zahl, die den insgesamt 60 Schulpferdereitern, die beim Verein Unterricht nehmen, zur Verfügung stehen. Doch nicht nur die fünf aktiven Schulpferde stehen im Stall des Vereins, sondern auch die vier Pferde, die schon etwas in die Jahre gekommen sind und für ihre treuen Dienste beim Verein ihre Rente genießen dürfen. „Unser ältester Rentner ist schon 32 Jahre alt“, sagt Petra Grauthoff. Auf dem Westfalenwallach Fidibus hat so mancher Reiter seine ersten Unterrichtsstunden absolviert. „Noch heute werden wir immer mal wieder auch von ehemaligen Reitschülern angesprochen: Gibt es Fidibus noch?“, sagt sie. Dass ein Reitverein seinen Pferden einen Rentnerplatz bietet, ist außergewöhnlich – und kostspielig. Um die Kosten wenigstens ein bisschen auffangen zu können, gibt es seit 2013 eine Rentnerabgabe, die von allen Mitgliedern im Zuge der Vereinsgebühr bezahlt wird. „Das ist für vier Pferde allerdings ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt Grauthoff. Denn pro Pferd fallen etwa 250 Euro monatlich an. „Und da sind keine Sonderfälle wie Tierarztbesuche mit eingerechnet“, betont sie. An dieser Stelle möchte der Vorstand allen Vereinsmitgliedern und den Sponsoren danken, dass alle dem Verein treu zur Seite gestanden haben.

Umso glücklicher ist man im Verein, dass nach den harten Corona-Beschränkungen wieder unterrichtet werden darf und auch Turniere wieder stattfinden dürfen. „Turniere  kosten natürlich im Vorfeld, bringen uns aber über Nenngelder und Verkauf von Kaffee, Kuchen und Getränken auch einiges ein. Ebenso wie besondere Aktionstage wie Weihnachtsreiten oder Lehrgänge mit bekannten Größen aus dem Reitsport. Da hatten wir zum Beispiel einmal die Europameisterin und Olympiasiegerin Isabell Werth zu Gast“, sagt Berkemeier. Nun ist das nächste Turnier in Vorbereitung. Am 5. und 6. November treten dann die Spring­reiter in Prüfungen von E bis M gegeneinander an. Wie ein bekannter TV-Sportreporter sagt: Bis bald bei den Pferden.