Rietberg (rdp). „An den Lippen merkt man die Anstrengung schon“, lautet das Resümee nach rund 40 intensiven Trainingsminuten. Im Schützenheim an den Teichwiesen bereiten sich derzeit die Jägerinnen und Jäger unter der Leitung von Dirk Kammertöns im Anfängerkurs des Hegerings Rietberg auf das „Jäger-Hut-Abzeichen“ vor – die Prüfung für das Jagdhornblasen. Der RSA blickt an einem Übungsabend hinter die Kulissen.
„Seit neun Wochen üben wir nun fleißig, um für die Prüfung die Sattelfestigkeit zu haben. Immerhin müssen die Prüflinge bis dahin 15 Stücke lernen“, erläutert Dirk Kammertöns, der weiß, was er seinen „Schülerinnen und Schülern“ abfordern muss: „Am Anfang muss man schon einiges an Zeit investieren, um in die Technik des Jagdhornblasens reinzukommen.
„Am Anfang schon einiges an Zeit investieren“
Dazu gehört es dann auch, Zuhause täglich zu üben.“ Denn einfach ist das klassische Jagdhorn – Pless-Horn genannt, das auf der Tonart B basiert, nicht zu spielen. Die fünf Naturtöne können mit veränderter Lippenanspannung erzeugt werden. Dazu ist auch der richtige Druck aus dem Bauch wichtig.
„Zwischen der Trompete und dem Jagdhorn gibt es eine Verwandtschaft, doch beim Jagdhorn fehlen die Ventile“, kennt Kammertöns die Schwierigkeiten. Er spielt selbst auch Trompete und zudem noch die Bass-Version des Jagdhorns – das Parforce-Horn. Bei der Gesellschaftsjagd sei das Jagdhorn unverzichtbar: „Da hat es auch ganz klar Vorteile gegenüber dem Mobiltelefon. Denn die Signale des Jagdhorns sind überall zu hören und man erreicht jeden.“ Auf weite Entfernungen können so Leit-Signale gegeben werden. Beispielsweise: Das Jagdleitsignal „Hahn in Ruh“ ist die Bezeichnung für „Aufhören zu schießen“.
Doch das Jagdhorn gehört auch zum jagdlichen Brauchtum, um dem erlegten Wild nach der Jagd die „Ehre zu erweisen“. Nicht nur bei Hubertusmessen ist es aber auch ein Instrument, bei dem Bläserkorps mit eigens komponierten Musikstücken aufwarten. Solch ein Bläserkorps gibt es beim Hegering Rietberg unter der Leitung von Rainer Honerlage.
Der Anfängerkurs beginnt selbstverständlich erstmal mit der Notenkunde. Und das sei auch gut so, betonen die Teilnehmenden der Gruppe, da bis dato keiner ein anderes Instrument spiele. Das Pless-Horn, das rund 250 Euro kostet, ist das Einsteigermodell, aber auch generell das übliche Horn beim jagdlichen Einsatz. „Mit dem richtigen Lippenansatz fängt es an. Das Horn muss zentriert sitzen. Die Luft muss aus dem Bauch herausgedrückt werden. Ein Stützaufbau ähnlich dem Singen“, legt Dirk Kammertöns Wert auf die Basics.
Die tiefen Töne müssen sitzen, dann erst die hohen
Somit müssen zu Beginn auch die tiefen Töne sauber klingen, bevor die höheren Töne mehr Aufwand – vor allem Spannung im Bauch – benötigen. „Man sollte aber mit der Luft haushalten, deshalb ist auch gar nicht nötig, mit zu viel Power und zu laut zu spielen“, hat Kammertöns immer wieder wichtige Tipps.
Damit hält er den Kurs bei Laune, die aber als Jägerinnen und Jäger nicht unbedingt motiviert werden müssen. Für sie gehöre das Jagdhorn fest zur Jagd und sei ein Brauchtum, was gepflegt werden müsse. Nicht zuletzt auch zu Ehren des Wildes.