„Historische Forschung ist oft spannender als ein Krimi“

Ein Stück Geschichte: Stadt Rietberg verabschiedet ihren langjährigen Archivar Manfred Beine

Personalratsvorsitzender Michael Schlüter (l.) und Andreas Sunder (r.) haben den langjährigen Stadtarchivar Manfred Beine i

Personalratsvorsitzender Michael Schlüter (l.) und Andreas Sunder (r.) haben den langjährigen Stadtarchivar Manfred Beine im Beisein seiner Ehefrau Annette in den Ruhestand verabschiedet. Foto: privat

 

Rietberg. Mit Manfred Beine verliert die Stadt Rietberg zwar ihren Leiter des Stadtarchivs und der Stadtbibliothek. Bürgermeister Andreas Sunder hat den 66-Jährigen jetzt in den wohl verdienten Ruhestand verabschiedet. Doch Beine hinterlässt der Stadt einen großen Schatz. Denn er hat maßgeblich dazu beigetragen, Rietbergs geschichtsträchtige Vergangenheit sichtbar zu machen, was er in unzähligen Vorträgen, Aufsätzen und Büchern dokumentierte.

Gut 33 Jahre war Beine bei der Stadt Rietberg beschäftigt und verknüpfte in dieser Zeit die Tätigkeiten in Stadtarchiv, Stadtbibliothek und Museum. Das Stadtarchiv hat der studierte Germanist mit aufgebaut. Zudem leitete er zugleich für viele Jahre die städtische Bibliothek. In seine Dienstzeit fiel unter anderem die Eröffnung des „Kunsthauses Rietberg – Museum Wilfried Koch“ im Jahr 2007. 

Manfred Beines Engagement ging jedoch weit über die regulären Verwaltungstätigkeiten hinaus. Für zahlreiche Literaturveranstaltungen gelang es ihm, bekannte Namen wie Daniel Kehlmann, Ralph Giordano, Martin Walzer und Helmut Karasek für Lesungen nach Rietberg zu holen. Auch selbst tat sich Manfred Beine immer wieder als versierter Autor mit profunden Geschichtskenntnissen hervor. Kaum jemand kennt sich in Rietbergs geschichtsträchtiger Vergangenheit so gut aus wie er. Zahlreiche Artikel und Buchveröffentlichungen zur Geschichte Rietbergs, der einstigen Grafschaft und anderen Themen tragen seinen Namen – als Autor, Redaktionsleiter oder Herausgeber. Dabei war ihm seine Tätigkeit im Stadtarchiv stets eine große Hilfe. Das „Postkartenbuch Rietberg“, das er mit Fundstücken aus dem Archiv bestückte, ist nur ein Beispiel. Auch die Ausbildung von rund 100 Stadtführern in Rietberg hat er mit zu verantworten. 

Ebenfalls hat Manfred Beine eine Reihe von Ausstellungen, etwa zu sakraler Kunst oder zu jüdischem Leben in Rietberg, während seiner Dienstzeit inszeniert. „Historische Nachforschung ist manchmal spannender als ein Krimi“, sagt der scheidende Stadtarchivar. 

Die Wahl zum ordentlichen Mitglied der Historischen Kommission für Westfalen, einem Kreis hochrangiger Wissenschaftler, war 2018 daher eine ganz besondere Auszeichnung für Manfred Beine. Erst vor wenigen Tagen ist seine jüngste Veröffentlichung in der Schriftenreihe des Kreis­archivs Gütersloh erschienen. An „Ein westfälischer Jude in der preußischen Armee. Isaac Löwenstein aus Rietberg-Neuenkirchen und sein Tagebuch 1821-1823“ war Manfred Beine als Mitautor und Herausgeber beteiligt.

„Die Stadt Rietberg durfte viele Jahre lang in vielfältiger Form von Ihrem Wissen profitieren. Dafür sind wir Ihnen außerordentlich dankbar“, sagte Bürgermeister Andreas Sunder bei der offiziellen Verabschiedung.