Rietberg (dg). Es geht wieder rund. Über 200 Teilnehmer in der ersten Mitgliederversammlung nach Corona, am 8. Oktober in der Basilika des Rietberger Bibeldorfes, ließen die pure Lust auf eine neue Session 2021/22 spürbar werden. Eine umfangreiche Tagesordnung mit 13 teils brisanten Punkten führte zu einer viereinhalbstündigen Versammlung. In Vorbereitung auf diesen Abend hatte es zum Thema neuer Präsident, laut Insider, arg geknirscht in der Narrenhochburg. Details blieben hinter den dicken Mauern des Humor-Bollwerks.
Frieden und der Blick nach vorne seien vereinbart worden, war aus dem Umfeld zu hören. Trotzdem blieb die Präsidenten-Wahl hochspannend, Treueschwüre sind eben kein Wahlergebnis. Der noch amtierende Präsident Robert Junkerkalefeld eröffnete mit einer längeren Begrüßung die Narren-Versammlung. Grüßte Karin I Lummer nebst Michael IV Sellemerten als Grafschaftler Tollitäten. Den Präsidenten vom Bund Westfälischer Karneval (BWK) Rolf Schröder, Bürgermeister Andreas Sunder und weitere Offizielle. 400 Einsendungen zum digitalen Wagenbau-Wettbewerb in der Corona-Session 2021, Online-
Tanzbeiträge sowie ein Modell-Umzug bei YouTube waren kreativer Ersatz in der Pandemie, berichtete Schriftführer Julian Vertkersting über diese und andere Aktivitäten aus den Jahren 2019 bis 2021. Infoberichte aus den Abteilungen Altweiber, Jugend, Fanfarenzug ergänzten das Vereinsleben. Eine bunte Helau-Gesellschaft mit 1.188 Mitgliedern und somit der größte Verein der Stadt.
Mit ihrem kessen Vortrag über ein trockenes Zahlenwerk machte Steffi Hanswillemenke auf sich aufmerksam. Im Jahr eins nach „Stocki“, Ehrenkassierer Helmut Stockmeier, erläutere sie als neue Kassiererin Einnahmen und Ausgaben. 118.277 Euro waren am 31.12.2020
als Geldbestand in der Kasse. Die Kassenprüfer erteilten Entlastung.
Dann wurde es still im Saal. Isabell Bartscher meldete sich zu Wort. Als Tochter von Altweiber-Vizin Marianne und Scheunenchef Siggi fragte sie: „Was ist Karneval?“ und reflektierte damit auf den Vereinszustand. Karneval sollte Spaß und Freude bereiten, doch den Eindruck hätte sie in letzter Zeit nicht. Gespräche hinter verschlossenen Türen mit Äußerungen ohne Respekt könnten zu schädlichem Vertrauensverlust geführt haben. Privat erlebe sie in Sachen Karneval bei ihren Eltern schlechte Stimmung. Wenn zwei Vollblut-Narren „alles hinschmeißen wollen“, leide auch die eigene Begeisterung. Chapeau! für diesen Auftritt bekundete der Applaus.
Ein positives Resümee seiner karnevalistischen Laufbahn seit 1997 zieht der scheidende Präsident nach neun Jahren Amtszeit vor den Neuwahlen.
Wünscht sich dabei keine trennenden Gräben nach der Wahl. Standing Ovation bezeugen Anerkennung für sein Engagement.
Mit 122 Ja-, 60 Neinstimmen sowie drei Enthaltungen wurde der 45-jährige Holger Hanhardt, im Hauptberuf Geschäftsführer einer Möbelfirma, in geheimer Abstimmung zum neuen Grafschaftler-Präsidenten gewählt. Einen Gegenkandidaten gab es nicht. Auf Thomas Hildebrandt und Günter Brockschnieder fiel die Wahl als Vize. Mit Julian Vertkersting / Kristina Meyer (Schriftführung), Stephanie Hanswillemenke / Kathrin Eusterbrock (Kassiererinnen) und fünf Beisitzer wie Manuel Kaiser, Nadine Sträter, Maik Rehling, Sonja Stücker, Bernd Hüllmann wurde die Vereinsspitze neu aufgestellt.
Holger Hanhardt als frisch gewählter Präsident, übrigens der 16. seit 1935, bedankte sich für das Vertrauen und freut sich darauf mit dem Kleinen Rat, „ein tolles Team“, die Zukunft des Vereins, dem größten in Stadt und BWK, gestalten zu können. Dann verkündet er seinen Vorgänger als Ehrenpräsident auszuzeichnen. Drei weitere Jubiläen gehören zur Chronistenpflicht. Auf stolze 44 Jahre blicken zurück: Vize Günter Brockschnieder, Hermann Peitzmeier und Reinhard Münster. Zum Schluss die Mottosuche. Aus über zwanzig Vorschlägen wählten die Narren eine Textzeile aus ihrem historischen Vereinsschlager: „Große Freude überall Rietberg feiert Karneval“ zum neuen Motto der Session und sagen es zugleich.