Es heißt: Man soll gehen, wenn es am schönsten ist

Robert Junkerkalefeld verabschiedet sich ungewohnt leise vom Amt des GKGR-Präsidenten

Bei den Sitzungen des GKGR Foto: RSA/Addicks

Rietberg (mad). Kürzlich erst den 65. Geburtstag begossen, hatte Robert Junkerkalefeld eigentlich noch auf ein weiteres Fest in diesem Jahr in seinem Kalender notiert: nämlich den Kongress vom Bund Westfälischer Karneval. Dieser sollte eigentlich in diesem Jahr vom 18. bis zum 20. September in Rietberg über die närrische Bühne gehen und des GKGR-Präsidenten letzte große Amtshandlung werden. Doch Corona machte den Jecken einen bitterernsten Strich durch die Rechnung. Nun wird die ehrwürdige Amtszeit des Grafschaftler-Präsidenten weitaus weniger bunt ausklingen.

Dabei hätte es so eine runde Sache werden können: „In meinem Prinzenjahr 2002 wurde ebenfalls der BWK-Kongress in Rietberg abgehalten“, erinnert sich Robert Junkerkalefeld. Da hätte es nur zu gut gepasst, seine nun mehr acht Jahre andauernde Amtszeit als Präsident der Grafschaftler mit einer erneuten Auflage dieses jecken Groß­ereignisses in der Emsstadt beschließen zu können. Doch es sollte anders kommen. Die Absage des BWK-Kongresses im kommenden Monat wurde in Rietberg schon kurz nach Ostern beschlossen und mit dem BWK abgestimmt. „In die Vorbereitungen waren wir noch nicht sehr tief eingestiegen und dann kam auch bereits Corona“, sagt der GKGR-Präsident. Dies sei die einzig sinnvolle Entscheidung gewesen aufgrund der beginnenden Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Planungsunsicherheiten. „Was haben wir für ein Glück gehabt, dass wir Ende Februar noch feiern konnten und dies auch ohne Folgen blieb. Schon zwei Wochen später folgte der Lockdown“, erinnert er an die noch sorgenfreie Zeit in diesem Frühjahr. 

Eigentlich würde Robert Junkerkalefelds Präsidentschaft bei den Rietberger Karnevalisten offiziell mit der Neuwahl eines Nachfolgers enden. „Diese würde bei der nächsten Mitgliederversammlung durchgeführt werden“, so Junkerkalefeld. Doch wann eine solche Zusammenkunft, die nun zunächst für Oktober geplant ist und bei der regelmäßig 180 bis 200 GKGR-Mitglieder dabei sind, überhaupt stattfinden kann, ist nicht sicher. Und so verlängert sich die Amtszeit des GKGR-Präsidenten unter Umständen doch noch auf unbestimmte Zeit. „Wobei es schön wäre, wenn wir vor dem 11. November eine Neuwahl abhalten können“, sagt der 65-Jährige, der gleichzeitig betont: „Ich bin keineswegs amtsmüde. Aber ich habe 2018 gesagt, dass ich nur noch einmal kandidiere und dann das Amt in jüngere Hände geben möchte.“  Man sollte selbst bestimmen, wann man sich zurückzieht und es nicht soweit kommen lassen, dass hinter vorgehaltener Hand gemunkelt wird „Wie sagen wir es ihm?“, findet er. 

Besondere Freude hatte Junkerkalefeld, der 2002 zu den Grafschaftlern stieß und ein Jahr später bis 2012 das Amt des Sitzungspräsidenten bekleidete, die Sitzungen mit Wortwitz zu bereichern. Als Präsident geriet dieser Aspekt leider oft in den Hintergrund. „Als Präsident hat man viel Verantwortung, das hat dann mit dem Inhalt von Karneval oftmals wenig zu tun“, sagt er. Organisation von Umzugsrouten, Gespräche mit Behörden und ein gutes Sicherheitskonzept erfordern den ganzen Ernst. Zuweilen gab es auch mal Diskussionen mit der Stadt. „Da kamen wir Karnevalisten uns manchmal auch etwas gegängelt vor. Aber ich muss sagen, dass die Zusammenarbeit mit der Stadt grundsätzlich eine sehr gute ist und wir immer einen Konsens gefunden haben“, so Junkerkalefeld. Das Glasverbot sei beispielsweise zunächst eine Anordnung gewesen, die die Jecken wenig komisch fanden. „Im Nachhinein muss man sagen, das dies eine richtige Entscheidung war“, sagt der GKGR-Präsident und ergänzt: „Mit Vernunft hat man noch alles regeln können.“

Zu den weiteren begrüßenswerten Veränderungen im Laufe der vergangenen Jahre zählt Junkerkalefeld natürlich auch die Entstehung des „Kleinen Herrengedecks“. 

Aus einer vereinsinternen Idee sei durch großes Engagement ein neues Programm erwachsen. „Hier leisten viele kreative Leute ganz hervorragende Arbeit“, lobt er die Jecken aus Rietberg, Neuenkirchen und Westerwiehe. Entgegen mancher Kritik sei diese Sitzung nicht schlüpfrig. „Wir haben allerdings auch während meiner Präsidentschaft keine Abteilung der katholischen Kirche aufgemacht“, sagt Junkerkalefeld. Für die Zukunft hält er es auch weiterhin für wichtig, auf Lokalkolorit zu setzen. „Davon leben die hiesigen Sitzungen“, weiß er. Musik und Tanzgarden kommen ohnehin immer gut an. Gemessen an der Bevölkerungszahl genieße der Verein eine hohe Akzeptanz. „Wir haben etwa 1.300 Mitglieder“, sagt er erfreut, blickt aber bange auf die nächste Session. „Wer weiß, ob wir feiern können“, fragt er sich. Aber wenn, dann ist er auch als ehemaliger Präsident wieder mit dabei.