„Das Betretungsverbot ändert das Leben komplett“

Keine Besuche, keine Gruppenangebote – dennoch gibt es Wege, miteinander in Kontakt zu bleiben

Rietberg/Neuenkirchen (mad). Derzeit gilt es, ein strenges Kontaktverbot einzuhalten. Dies insbesondere, um die ältere Generation vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus zu schützen. Daher sollen jüngere Menschen gerade nicht ihre Großeltern besuchen. Doch wie funktioniert die Arbeit in einer Senioreneinrichtung? Die Pflegekräfte haben sehr nahen Kontakt zu den Bewohnern. Andererseits müssen viele Angebote pausieren. Für Besucher gilt ein Betretungsverbot.

In den beiden Senioreneinrichtungen des Vereins katholischer Altenhilfeeinrichtungen (VKA) wurden kontaktreduzierende Maßnahmen umgesetzt. Dies betrifft die Einrichtungen St. Johannes Baptist in Rietberg und das Haus St. Margareta in Neuenkirchen. So verändert das Betretungsverbot das Leben in beiden Häusern stark, bestätigen die beiden Einrichtungsleiterinnen, Bernadette Laskowski und Laura Eggert. Dies sei natürlich sehr bedauerlich, so der Trägerverein, aber zum Schutz der Bewohner unumgänglich. Den Pflegekräften fällt es jedoch schwer zu sehen, dass die Bewohner unter dem Besuchsverbot leiden. Doch es gibt immer Möglichkeiten, den Kontakt zu den Angehörigen nicht abreißen zu lassen, auch wenn direkte Besuche nicht stattfinden können. So können Angehörige zu bestimmten Zeiten persönliche Sachen und kleine Aufmerksamkeiten für ihre Lieben abgeben. Umgekehrt werden in beiden Einrichtungen gemeinsam mit den Senioren Postkarten geschrieben, die dann an die Angehörigen geschickt werden. „Wo es möglich ist, werden wir kreativ, um unseren Bewohnern eine kleine Freude zu bereiten“, sagt Laura Eggert, die seit Anfang April die Leitung des Hauses St. Johannes Baptist übernommen hat. In Kürze soll es ermöglicht werden, dass die Senioren mit einem Tablet Videogespräche mit ihren Angehörigen führen können. Sollte ein Bewohner im Sterben liegen, so wird selbstverständlich die Sterbebegleitung durch einen Geistlichen als auch der Besuch von Familienangehörigen unter Einhaltung der Hygienevorschriften ermöglicht.

Eine weitere Entbehrung sind derzeit die vielen Aktivitäten, die ausfallen müssen. Wo sonst zusammen gesungen oder Gymnastik gemacht wurde, stehen nun individuelle Betreuungsangebote auf dem Plan. Erinnerungsarbeit, musizieren, kleine Gesprächsrunden oder auch ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft finden unter Einhaltung der vorgegebenen Regeln statt. „Angebote wie der offene Mittagstisch können derzeit nicht stattfinden. Dafür bieten wir einen mobilen Menüservice, um die Menschen in ihrem Lebensalltag dennoch unterstützen zu können“, sagt Laura Eggert. Gottesdienste in den jeweiligen Häusern können die Bewohner per Video in die Zimmer übertragen lassen und so auch an Heiligen Messen oder Wortgottesdiensten teilhaben.

Ein Problem, das mittlerweile viele beklagen, besteht auch in den beiden Senioreneinrichtungen: Es fehlt auch hier bald an Schutzkleidung sowie Atemmasken. Der Trägerverein hofft alsbald auf Unterstützung durch die Politik. Ansonsten werden die ohnehin üblichen Hygienemaßnahmen noch akribischer durchgeführt und es wird darauf geachtet, dass die Bewohner untereinander möglichst die empfohlenen Abstände einhalten. Sorgen der Senioren werden sensibel wahrgenommen und besprochen. „Wir erfahren wieder einmal, dass Kommunikation mit allen Bereichen sehr wichtig ist und  lernen uns in dieser Zeit noch einmal anders kennen“, sagt Bernadette Laskowski.