Aus dem eigenen „Ping-Pong-Keller“ auf Erfolgskurs

Namibisches Trio ist sportbegeistert und sorgt bei der TTSG Rietberg-Neuenkirchen für Furore

Rietberg (rdp). In der heimischen Tischtennis-Szene sorgt ein Trio der TTSG Rietberg-Neuenkirchen derzeit für Furore. Die 13-jährigen Zwillinge Shelyn Namases und Zedrick Namaseb sowie Linet Domingo (10) sammeln seit zwei Jahren eifrig Pokale, Medaillen und Urkunden im schnellen Spiel mit dem kleinen Plastikball. Dabei stammen sie aus einem Land – dem afrikanischen Namibia, in dem sich der Tischtennissport erst noch entwickeln muss.

Zuhause in Neuenkirchen trifft man Shelyn, Zedrick und Linet am ehesten im „Ping-Pong-Keller“ an. Den hat der sportbegeisterte Martin Hillemeyer für seine Pflegekinder extra eingerichtet: „Hier haben sie die ersten Schläge gemacht, um dann später im Verein das Spiel und die Technik richtig zu lernen.“ Spaß am Sport wollte ihnen Hillemeyer hauptsächlich vermitteln, und das möglichst in einer Sportart, die nicht so verletzungsanfällig ist.

Dabei geht er selbst mit gutem Beispiel voran. Schon am Hauseingang geben die gestapelten Kanu-Boote einen ersten Tipp auf die sportliche Begeisterung im Hause Hillemeyer. Selbst war Martin Hilleymeyer 37 Jahre Tennislehrer, und beherrscht Ski, Wasserski, Snowboard und Sportrad. Außerdem macht er Leichtathletik, mit der Familie wiederholend erfolgreich das Sportabzeichen und spielt nunmehr in der Hobbymannschaft der TTSG auch Tischtennis. Sport sei nicht nur für den Körper gut, sondern auch eine der besten Möglichkeiten der Integration, sagt er und konnte davon auch die Pflegekinder überzeugen.

Somit ist das junge Trio sehr vielseitig. „Beim TuS Westfalia Neuenkirchen werden die Kinder gut und breit ausgebildet“, freut sich Hillemeyer, da die drei Nachwuchssportler Schwimmen und auch Fußball spielen: Zudem sind sie noch an der Jugend-Musical-Bühne in Rietberg aktiv, wo sie auch in Tanz, Musik, Gesang und Stimmbildung ausgebildet werden. Aber Tischtennis bleibe die Nummer 1. Daran habe auch TTSG-Jugendobmann Michael Mörs einen großen Anteil, der die jungen namibischen Sportler in seine Obhut genommen habe.

Shelyn Namases, Zedrick Namaseb und Linet Domingo stammen aus Khorixas, einer kleinen namibischen Gemeinde in der Region Kunene und ist das Zentrum des Damaralandes. Khorixas liegt in einer sehr bergigen und eher steinernen Region. „Es war kaum zu glauben, als ich sehen musste, wie die Kinder mit Barfuß auf dem steinigen Grobschotter Fußball spielten“, erinnert sich Martin Hillemeyer, der sich auf vielen Ebenen sozial engagiert. „Den Ball haben wir uns aus Socken zusammengemacht“, ergänzt Zedrick, der heute den internationalen Fußball im Blick hat. Real Madrid und Paris St. Germain stehen da weit oben, ebenso die französische Nationalmannschaft. Lieblingsspieler ist aber der belgische Torhüter Thibaut Courtois.

Seine beiden Schwestern kennen sich mit Fußball ebenfalls aus. Während Shelyn eher Ale­xandra Popp als Vorbild hat, schwärmt Linet für den Brasilianer Neymar. Und wenn die Teams aus Frankreich und Portugal in Bad Lippspringe bzw. in Marienfeld zur EM 2024 ihr Quartier beziehen, wollen sie ihnen einen Besuch abstatten.

Doch vom Tischtennis wollen sie auf keinen Fall loslassen. Das schnelle Spiel fasziniert sie, die Turniere und Erfolge spornen sie an. Shelyn und Linet – beide mit Stärken bei der Vorhand – erwähnen auch den Teamgeist in der Mannschaft und das Doppel. Für Zedrick – mit der Stärke beim Aufschlag – ist es wichtig, dass „sein“ Sport mit einem Ball gespielt wird, und sieht in den Duellen eine Herausforderung.