Auf den Ruhestätten sprießt das Unkraut in die Höhe

Friedhofsbesucher sind verärgert – neues Gärtnerduo nimmt erst jetzt die Arbeit richtig auf

Rietberg/Bokel (mad). Neues Jahr, neue Aufgaben: Seit Anfang 2020 ist die Stadt Rietberg für die Verwaltung der Friedhöfe in Rietberg und Bokel zuständig. Vorausgegangen waren dieser Veränderung massive Proteste gegen die Kirchengemeinde, die auf dem Friedhof an der Mastholter Straße alte Linden fällen lassen wollte. Kurzum: Die Kirchengemeinde  war nicht mehr bereit, die Pflege der Friedhöfe zu übernehmen und gab diese Aufgabe in die Hände der Stadt.

Fast scheint es so, als sei Gras über die Sache gewachsen. Und weil genau das tatsächlich der Fall ist, ist auch das gleichzeitig wieder der Stein des Anstoßes und damit Auslöser für neuen Ärger. Denn die beiden Friedhöfe in Rietberg an der Mastholter Straße und die Ruhestätte in Bokel sehen – nun sagen wir mal – sehr ungepflegt aus. Auf sämtlichen Grünflächen hatte das Gras scheinbar lange Zeit, um zu wachsen. Auf der freien Fläche direkt hinter der Friedhofskapelle mag dies dem Besucher noch kein Dorn im Auge sein. Das Areal neben den Urnengrabstätten indes wirkt sehr vernachlässigt und lässt die letzte Ruhestätte damit wenig würdevoll erscheinen. So wie auf den Fotos sah es zu Beginn der vergangenen Woche aus. Ein Paar mittleren Alters steht an einer Grabstelle und arrangiert ein paar mitgebrachte Blumen. „Seit die Pflege des Friedhofs in städtischer Hand liegt, sieht es wirklich nicht mehr so schön aus hier“, sagt die Dame. Wo sonst die Mitarbeiter der Kirchengemeinde das Gras kurz und ungenutzte Grabstellen von Unkraut freigehalten haben, sehen Teile des Friedhofes nun regelrecht verwahrlost aus. „Katastrophal“, bringt es ein jüngerer Mann auf den Punkt. Er komme regelmäßig auf den Friedhof, berichtet er. „In einem solch schlimmen Zustand habe ich das hier aber noch nie gesehen“, sagt er. Hinzu kämen die höheren Friedhofsgebühren. Angesichts der mangelhaften Pflege ärgerlich. Ärgerlich findet er außerdem, dass an einer Stelle, an der Besucher Wasser in Gießkannen abfüllen können, Grünabfälle einfach ins Gebüsch geworfen wurden. „Dafür kann die Stadt selbstverständlich nichts, wenn die Leute ihren Abfall dort entsorgen. Aber schön ist das nicht.“

Unschön sieht es auch auf dem Friedhof an der Mastholter Straße aus: Ein ähnliches Bild wie in Bokel, vielleicht nicht ganz so wild zugewachsen. Jedoch: Auf den Wegen zwischen den Grabreihen wuchert das Unkraut. Einzig der Weg, der für den ganzen Ärger gesorgt hatte, ist nun perfekt begradigt und auch für Friedhofsbesucher, die nicht so gut zu Fuß sind, bestens begehbar. Doch andernorts fällt der ungepflegte Zustand auf: Eine ungenutzte Grabparzelle gleicht einem Ackerfeldrand, denn hier hat sich sogar schon der Klatschmohn breit gemacht. Auf Anfrage des RSA heißt es von der Stadt Rietberg, man habe sich gemeinsam mit der Politik darauf geeinigt, im Sinne der Biodiversität viele der Gras- und Rasenflächen schonender und somit insektenfreundlicher zu pflegen. Mit anderen Worten: Das Gras bleibt an einigen Stellen absichtlich stehen, so wie hinter der Bokeler Kapelle. Nachdem die Stadt die Pflege der Friedhöfe erst seit ein paar Monaten übernommen hat, sind die zwei Gärtnerstellen noch nicht lange besetzt. Ein Gärtner hat erst vor einem Monat angefangen, der andere erst zu Beginn dieses Monats, so die Auskunft der Stadtverwaltung. „Die beiden sind ganzjährig für die Pflege der Gemeinschaftsflächen, der Wege und des Rahmengrüns sowie der nicht vergebenen Grabstellen zuständig“, sagt Pressesprecherin Nina Ackfeld. „Wir haben alle aktuellen Baustellen im Blick und arbeiten diese nach  und nach ab. Leider ist es aber nicht zu vermeiden, dass sich in der Anfangszeit einiges erst einspielen muss“, bittet sie um Verständnis.