Auch hier kam einiges anders, als ursprünglich geplant

Spontan wird der Adler abgeschossen – und was sind Schützenfeste ohne Nähe und Herzlichkeit?

Schützenfamilie durch und durch: Daniel und Melanie Deppe mit den Söhnen Karl (8) und Toni (6) und Hund Josef.  Foto: RSA/

Varensell (mad). Irgendwie scheinen es die Schützen in Varensell recht lässig angehen zu lassen, wenn es darum geht, den Adler ins Visier zu nehmen. Wie schon der Jungschützenkönig legte es auch Daniel Deppe nicht verbissen darauf an, vor einem Jahr den Vogel von der Stange zu zwingen. Doch als sich der Kreis der Anwärter auf vier reduzierte, wurde es dann doch ernst, gibt der amtierende Schützenkönig der St.-Benediktus-Bruderschaft zu.

Das Schützenblut wurde dem 41-Jährigen wahrlich in die Wiege gelegt: Die Sommersaison kennt Daniel Deppe wahrlich nur in Grün. Schon Vater Walter Deppe führte 2005/06 die Varenseller Schützen an

Durch Daniel Deppe fließt pures Schützenblut

und Bruder Dennis saß vor sechs Jahren auf dem Thron. Er selbst führte 2004/05 die Varenseller Jungschützen an. „Und mein Großvater Johann Deppe hat 40 Jahre lang den Schützenvogel gebaut“, ergänzt Daniel Deppe die lange Familientradition. „Da wurden mein Bruder und ich früher jedes Jahr einmal mit dem fertigen Adler fotografiert“, erinnert er sich. Mittlerweile liegt die Anfertigung der Holzkon­struktion übrigens in den Händen von Bruder Dennis. Da wundert es nicht, dass Daniel Deppe irgendwann noch einmal zum Gewehr greifen und es auf den „großen Adler“ absehen würde. 2010 hatte er schon einmal mitgeschossen, musste sich aber Uwe Brameyer geschlagen geben. Auch 2018 nahm Daniel Deppe den Vogel ins Visier. „Doch 2019 war wirklich nicht geplant“, sagt er schmunzelnd. Seine Ehefrau und Mitregentin Melanie hatte zwar ein entsprechendes Bauchgefühl, war aber auf eine rauschende Party am Ende des Tages gar nicht vorbereitet. „Ich hatte nicht einmal ein Kleid und der Thron stand eigentlich auch nicht definitiv“, sagt die 37-Jährige. Und so gab es nach ungläubigen Blicken nach dem 358. Schuss zunächst eine kleine Backpfeife – mit Augenzwinkern selbstverständlich – dann aber auch noch einen Gratulationskuss von Gattin Melanie. „Naja ich wusste ja, dass sie nicht vom Platz rennen wird und hinter der Sache steht“, sagt Daniel Deppe. Als letzter feiernder Verein im Rietberger Land hatten die Varenseller Regenten nun noch gar keine Gelegenheit, ein anderes Schützenfest zu besuchen. Die einzigen Feiermöglichkeiten waren das Bundesschützenfest in Schloss Neuhaus im September, der Bezirksschützenball Ende Oktober und der Winterball der Varenseller Schützen im Januar dieses Jahres. „Zum Glück hat Corona auch etwas Gutes“, sagt Melanie Deppe, die selber eng mit den Schützen verbunden ist und von 1994 bis

Die Corona-Zeit hat uns näher zusammengebracht

2013 im Spielmannszug mitgewirkt hat. Diese außergewöhnliche Zeit habe die sieben Königspaare aus den Rietberger Ortsteilen in ganz besonderer Art zusammengeschweißt, sagt sie. Über unsere RSA-Reihe sagen sie: „Für uns sind zwar die Feierlichkeiten ausgefallen, aber wir finden es toll, dass unsere Vereine von euch in dieser Zeit trotzdem gesehen und begleitet wurden. Besonders für die Jubelpaare eine tolle Sache.“ Die beiden Regenten freuen sich auf das nächste Jahr. „Hoffentlich kann dann volle Pulle gefeiert werden“, so Daniel Deppe. „Ich wünsche mir die Unbeschwertheit und Herzlichkeit zurück“, sagt Melanie Deppe. „Denn was sind Schützenfeste ohne Nähe, Gemeinsamkeit und herzliche Umarmungen?“