„Ansgar, was um Gottes Willen ist da schon wieder los?“

Fußballlegende spricht über eine ungewöhnliche Karriere, Fettnäpfchen und über Zusammenhalt

Rietberg (mad). Ansgar Brinkmann ist der Mann, der auch mit wenigen Worten eine 0:4-Klatsche erklären kann. Vor allem aber ist er jemand, der es versteht, witzige Anekdoten aus seiner aktiven Zeit als Profifußballer zu erzählen – sogar aus der Umkleide. Daran ließ er die – wer hätte es gedacht – vorwiegend männlichen Besucher in der Cultura teilhaben. 

Brinkmann spielte in vielen Vereinen unter insgesamt 39 Trainern – und hatte mit allen Krieg, wie er sagt. „Im sportlichen Sinne natürlich“, ergänzt der Blondschopf mit einem bübischen Lächeln im Gesicht. Seine Profilaufbahn begann er 1987 im Alter von 18 Jahren beim VfL Osnabrück und das einzige, was schneller war als er selbst auf dem Rasen war sein Ruf als „Enfant terrible“. Seine Trainer wissen, warum –
und Ansgar auch. „Ich war undisziplinierbar. Für schriftliche Abmahnungen hatte ich irgendwann schon keinen Platz mehr“, sagt der „weiße Brasilianer“ und muss dabei schon wieder ein Lachen unterdrücken. Ob Pommes im Umkleideraum („Trainer, das ist Benzin fürs Spiel“) oder ein Auflaufen auf dem Platz, nachdem der Trainer ihn in der Halbzeit eigentlich ausgewechselt hatte („Wir wollen doch schließlich gewinnen, oder?!“), Ansgar Brinkmann war stets ein eigensinniger Sturkopf – mit einer großen Portion Humor. Gemeinsam mit seinem damaligen Gütersloher Teamkollegen Dirk van der Ven und 1Live-Moderator Peter Schulz spielt er sich auf der Bühne der Cultura die Anekdoten-Pässe zu und gab Einblicke in sein bewegtes Fußballerleben. „Das alles ist trotzdem nur ein Streifschuss“, so Brinkmann. Dass der begnadete Fußballer schwer zu sanktionieren war, musste auch der Gütersloher Trainer Hannes Linßen am eigenen Leib erfahren. „An Selbstvertrauen fehlte es ihm jedenfalls nicht“, lässt dieser in einem eingespielten Interview über den Publikumsliebling verlauten. Aber, und das nahm man beiden reifer gewordenen Herren auf der Bühne ab: „Für solche Menschen gibt man alles. Wir haben echt viel Mist gebaut, aber auf dem Platz haben wir 100 Prozent gegeben“, sagt Ansgar Brinkmann. Die soll er jedoch auch mal in der Gütersloher Innenstadt gegeben haben. Stichwort: Schutt und Asche. Brinkmann senkt das Haupt. „Ja, das ist nicht so gut gelaufen“, räumt er ein und berichtet von einer Party im Alex, die eeeeetwas aus den Fugen geriet. Übrigens ist es auch dieser Zeit zu verdanken, dass Gütersloh keine Eisbahn mehr hat. „Sorry Leute, dass ihr nun mit euren Kindern immer nach Bielefeld fahren müsst“, sagt van der Ven.

Ansgar Brinkmann war stets unkontrollierbar, aber eben auch ehrlich und authentisch. Ein Grund dafür, warum er bei den Fans trotz zahlreicher Eskapaden immer beliebt war. Und apropos beliebt: Ist die Verbundenheit mit dem FC Gütersloh oder mit den Arminen größer, möchte jemand aus dem Publikum wissen. „Die, die meinen Namen gerufen und mein Trikot gekauft haben, verrate ich nicht“, lautet Brinkmanns Antwort darauf und unterstreicht damit einmal mehr seine Geradlinigkeit und seine Liebe zum Sport. „Einmal im Jahr sollten Spiele aus der Kreisklasse gezeigt werden. Da sieht man noch ehrlichen Fußball“, so der Profi.  

Dass er nicht nur kicken, sondern auch feiern kann, hat der 52-Jährige in der Vergangenheit mehrfach bewiesen. Da verwundert es nicht, dass einer seiner Trainer bei einer Weihnachtsfeier anmerkte: „Jungs, ich bin stolz auf euch und wir können heute richtig feiern. Außer Ansgar, der bekommt nur Tee.“ Soweit muss man es erst einmal bringen. Nicht Tee, aber zumindest das Wasser reichen konnte ihm einzig Jürgen Klopp: „Niemand hat mich so durchbeleidigt wie Klopp“, sagt Ansgar Brinkmann, der 2018 dann im Dschungel campierte, dieses aber auf eigenen Wunsch bereits nach zehn Tagen wieder verließ. Das dürfte wohl das einzige Mal gewesen sein, dass Brinkmann frühzeitig freiwillig das Feld geräumt hat. „Das war ein Erlebnis. Schade, eigentlich hatte ich noch ein paar Ideen“, so Brinkmann schelmisch. „Bei allem, was passiert ist, bereust du irgendwas?“, fragt jemand aus dem Publikum. „Das Leben ist ein One-Way-Ticket. Es ist nicht alles gut gelaufen. Aber bereuen? Nein, es war eine echt coole Zeit.“