Neuenkirchen (dg). Damit hatte Robin Settertobulte nicht gerechnet, als er im Alter von 17 Jahren auf einer Veranstaltung an einer Typisierungsaktion teilnahm. Die KJG Neuenkirchen, mit 150 Mitgliedern eine der größten in OWL, feierte 2023 ihr 40jähriges Jubiläum. Als Teil ihres Festprogramms bot sie die Aktion an, bei der sich Menschen als potenzielle Spender von Stammzellen registrieren lassen, um Patienten mit Blutkrebs helfen zu können. Das kam gut an bei den jungen Menschen, denn 20 Besucher nahmen den Gedanken auf und ließen sich vor Ort typisieren.
Unter ihnen auch Robin Settertobulte, für den als freiwilliger Feuerwehrmann im Löschzug Neuenkirchen helfen selbstverständlich ist. Eine Probeentnahme ist ohne Belastung für die Teilnehmer. Mit einem Wattestäbchen wird auf der Wangeninnenseite ein Abstrich gemacht. Der wird im Labor untersucht, um Gewebemerkmale zu bestimmen. Die Daten werden anonym in eine Spenderdatei aufgenommen und mit Patienten verglichen, die einen passenden Spender suchen.
Typisierungsaktion bei 40 Jahre KJG
Organisiert und verwaltet wird der Prozess von der Deutschen-Knochenmark-Spenderdatei (DKMS). Die informiert im Falle einer Übereinstimmung die registrierten Spender. Das kann oft lange dauern oder findet gar nicht statt. Anders bei Robin. Der 19jährige Industriemechaniker erlebte eine sehr seltene Spenderkarriere. Schon im Dezember 2024 klingelte das Telefon bei ihm, verbunden mit der Nachricht aus der DKMS-Zentrale, dass er als Stammzellen-Spender geeignet sei.
„Das ist ein eigenartiges, aber auch glückliches Gefühl“, erzählt Robin im Gespräch mit dem Rietberger Stadtanzeiger. „Plötzlich wird dir bewusst, dass du vielleicht ein Leben retten kannst“, sagt er sehr nachdenklich. Vorbereitungen zur Stammzellen-Entnahme beginnen. Die Zellen sollten mittels Kanüle vom Beckenknochen gezogen werden – eine von zwei Methoden. Doch zwei Tage vor dem Eingriff kam aus Köln der hocherfreuliche Anruf, dem Patienten geht es besser, er benötigt keine Transplantation.
Stammzellen-Spende hilft in Neuseeland
Aufatmen und Erleichterung im Sinne des Patienten setzt ein. Was dann im März 2025 folgte, bezeichnen Transplantations-Spezialisten als äußerst seltenen Fall. Von der DKMS kam ein erneuter Anruf, dass seine Stammzellen zu einem zweiten, schwer erkrankten Patienten passen.
Erste Blutuntersuchungen standen am Anfang einer neuen Methode der Stammzellen-Entnahme. Mittlerweile ist es Medizinern gelungen, Spenderzellen aus dem Blut zu separieren. Umfangreiche Vorbereitungen begleiten den Prozess. Fünf Tage vor dem Entnahmetermin (23.06.25) wurden mit Spritzen die Stammzellen mobilisiert, damit zur Transplantation eine ausreichende Menge vorhanden ist. „Dazu musste ich in der Dresdener Uni-Klinik sein, in der Spezialisten mich behandelten. Ich wurde eng überwacht, denn es können Nebenwirkungen auftreten, die ich aber nicht hatte“, erklärt Robin Settertobulte selbstbewusst.
Für die Zeit wurde er krankgeschrieben. Der Arbeitgeber kann den Lohnausfall geltend machen. „Doch die Firma Claas Landmaschinen, mein Ausbildungsbetrieb, hat darauf verzichtet“, schildert Robin spürbar stolz. Viereinhalb Stunden dauerte die Separierung (siehe Foto). Die erforderliche Stammzellen-Menge zur Transplantation war vorhanden und wurde am gleichen Tag nach Neuseeland geflogen. Dort lebte der akut erkrankte Patient, bei dem die Transplantation erfolgreich war. „Das erfährst du als Spender erst zu diesem Zeitpunkt. Land, Geschlecht, Behandlungs-Ergebnis sind die Informationen über Empfänger. Alles andere ist und bleibt, zunächst für einen langen Zeitraum, anonym“, weiß Robin mit seiner besonderen Erfahrung.
Zwei Treffer – äußerst seltener Fall
In Abständen wird ein Spender vom weiteren Verlauf unterrichtet. „Die Frage wie es mir heute damit geht, kann ich nur mit einem anhaltenden, dankbaren Glücksgefühl beantworten. Das ich gefunden wurde, um einem Menschen mit meinen Stammzellen Heilung zu ermöglichen, und ihm weitere Geburtstage zu schenken, lässt einen anderen Blick auf das Leben zu“, resümiert Robin Settertobulte auf beeindruckende Weise.
