Rietberg (roh). Nach einem einjährigen freiwilligen sozialen Jahr in Ghana ist der Rietberger Titus von Manstein zurück in seiner Heimatstadt. Im Gepäck dabei viele Eindrücke und Erlebnisse.
Nach dem Abitur im letzten Jahr suchte der begeisterte Handballspieler der HSG Rietberg-Mastholte nach Orientierung. „Ich spiele seit meinem 5. Lebensjahr Handball und meine Leidenschaft dafür war schnell geweckt“, sagt von Manstein. In Rietberg sei Handball schon eine recht ausgeprägte Sportart, ergänzt er und sieht sie als sehr gute Ausgleichsmöglichkeit zu stressigen Zeiten, wie die während seiner Abiturzeit.
Vor der Berufswahl wollte er soziale und internationale Erfahrungen sammeln und stieß so über die Organisation „Weltwärts“ auf ein Programm vom Bund und auf eine Schule in Ghana. Hier konnte von Manstein Sport unterrichten. Nach einer Bewerbung beim Deutschen Roten Kreuz, welche wiederum eine Partnerorganisation in Ghana hat, kam der Stein ins Rollen. 25 Prozent der Reisekosten (2.500 €) musste er als spendenbasierter Eigenbetrag aufbringen. So schrieb von Manstein Rietberger Firmen an, erzählte von seinem Plan ein Jahr an einem Entwicklungshilfeprogramm teilzunehmen und bot Aufenthaltsberichte über den Zeitraum an. „Auch viele Freunde und Verwandte halfen mir dabei, den Betrag aufzubringen“, erzählt er.
Nach verschiedenen Vorbereitungskursen, Onlineseminaren und einem fünftägigen Seminar flog Titus von Manstein im September 2024 nach Ghana. „Es war ein surreales Gefühl, so weit weg von zuhause zu sein und meine Freunde ein Jahr nicht treffen zu können“, beschreibt er sein Gefühl, als er im Flugzeug saß und ergänzt, während des langen Fluges einige Worte der afrikanischen Sprache gelernt zu haben.
Schmunzelnd erzählt er, dass am Flughafen angekommen, er noch alles als normal empfand, es sei klimatisiert und ruhig gewesen, der Abend bereits angebrochen. Die anschließende Fahrt in einem „Tro Tro“ (Kleinbus/Sammeltaxi) verlief jedoch holprig und die Luft war warm und sehr schwül. Gemeinsam mit anderen Teilnehmenden ging es zuerst in ein fünftägiges Ankunftsseminar, wo kulturelle Informationen, die Sprache und mögliche Problemthemen behandelt wurden. „Das war eine super Vorbereitung auf die Zeit und meine Aufgaben in der Schule in Swedru“, sagt Titus von Manstein. Unterrichten durfte er dann Klassengrößen zwischen 15 und 70 Schülerinnen und Schülern. Zuerst gab er Hockey- und Basketballunterricht, später allgemeinen Theorieunterricht in Bezug auf Sport und Gesundheit.
„Für den Hockeyunterricht hatten wir passende Ausstattung, auch wenn es nicht viel davon gab und vieles kaputt war. Da ist man erfinderisch geworden und hat aus Stäben einfach mal ein Tor gebaut“, berichtet Titus von Manstein.
Seine Leidenschaft für den Handballsport konnte Titus von Manstein auch fern ab der Heimat weitergeben, indem er die Schülerinnen und Schüler für ein Handballturnier vorbereitete. „Für ein entsprechendes Training gab es jedoch kaum Ausstattung, keine Plätze, keine Tore, geschweige denn Trikots“, erklärt Titus. So kam er auf die Idee um Spenden bei seinem Heimatverein zu bitten, der HSG Rietberg Mastholte. „Meine Eltern und meine Brüder haben dann mit Sondergepäck alles im Rahmen ihres Besuchs in Ghana mitgebracht“, sagt er mit leuchtenden Augen. Zusammen mit dem Verein hätten sie nachhaltig gedacht und beispielsweise auch Luftpumpen und Wechselspitzen neben Schuhen, Taschen und Bällen mitgebracht. Der Sieg am Ende des Turniers war für ihn das schönste Ergebnis. Er hofft mit skizzierten Spieltechniken sein Handballwissen an die Sportlehrer der Schule weitergegeben zu haben und wünscht sich den Erhalt dieser Sportart an der Swedru School of Business.
Zurückblickend sagt Titus von Manstein, dass er neben dem Sport viele Eindrücke von Land und Menschen erhalten hat. Alle seien immer sehr offen, herzlich und hilfsbereit gewesen. Er hätte sich nie unsicher auf seinen eigenen Ausflügen außerhalb der Schule gefühlt. Schmunzelnd sagt er, dass er sich an fehlende Verabschiedungen, zum Beispiel am Ende eines Telefongespräches eher nicht gewöhnen konnte, dafür sei ihm aber der offene und authentische Umgang ihm gegenüber ans Herz gewachsen.
„Ich bin offener geworden, weniger direkt und kann jetzt den Luxus, den wir hier haben, wie Trinkwasser, eine warme Dusche, weniger Lärm und mehr Hygiene, viel mehr schätzen“, zieht Titus von Manstein sein persönliches Resümee.